Unsere wichtigsten Themen im Überblick

Seit Jahren bauen wir am Studierendenwerk von Morgen, weil uns klar ist, dass auch wir unseren Beitrag zu einem modernen Studium leisten müssen. Die Pandemie hat dabei vieles nur beschleunigt und wir arbeiten daran, als Unternehmen damit Schritt halten zu können. Niemand hätte beispielsweise vor drei Jahren gedacht, dass ein Studium innerhalb kürzester Zeit technisch auch digital funktioniert. Und das hätte – da sind wir uns sicher – ohne die Pandemie auch noch einige Jahre gedauert. Aber in der Krise war möglich, was vorher nur schwer denkbar war und nach der Pandemie ist schwer denkbar, das aufzugeben, was während der Pandemie möglich war.
Wir haben also etwas aufzuholen und haben 2021 dazu genutzt, unsere Weichen für die wichtigsten Themen zu stellen.
Dabei brennen uns die folgenden Themen ganz besonders unter den Nägeln. Die folgende Themenliste gibt ein einigermaßen vollständiges Bild davon, wo wir 2021 standen und welchen Herausforderungen wir uns in der nahen Zukunft gegenübersehen und zeigt, zu welchen Themen wir uns in der Kommunikation mit dem Land Rheinland-Pfalz befinden.

Die Pandemie wird Spuren hinterlassen, auch wenn wir eines Tages zu einem einigermaßen normalen Betrieb zurückkehren. Wir haben die Herausforderung, uns zu verändern, angenommen. Jetzt fehlt aber noch die Unterstützung. Wir brauchen Gespräche auf Augenhöhe mit allen am Hochschulbetrieb beteiligten Gruppen, eine Perspektive vom Land Rheinland-Pfalz und einen gemeinsam festgelegten Weg in die Zukunft. Dabei brauchen wir besonders in folgenden Themen die klaren, großen Linien der Politik:

Studentisches Wohnen

Wohnheim Charles-de-Gaulle-Str. 37 in Landau
Wohnheim Charles-de-Gaulle-Str. 37 in Landau
Nach jahrelangen, zahlreichen und leider erfolglosen Versuchen wird immer klarer: Wohnheimplätze für Studierende mit sozial verträglichen Mieten sind ohne kostenlos überlassene Grundstücke oder Wohnplatzförderung wie in anderen Bundesländern nicht zu bauen und Mietobjekte absolut rar. Das Kreditangebot der ISB des Landes Rheinland-Pfalz ist für den Neubau von Wohnheimen nicht geeignet. Das Land Rheinland-Pfalz sollte sich beim Wohnbau für Studierende nicht auf privatwirtschaftliche Unternehmen verlassen oder die finanzielle Last des Baus den Studierendenwerken überlassen. Clemens Hoch spricht im DSW-Interview davon, dass „günstige Kredite […] genauso viel wert wie bares Geld [sind].“ Das ist definitiv nicht der Fall.

Die Standorte des Studierendenwerks hinken mit etwas über 6% Wohnplatzquote (Wohnheime des Studierendenwerks und anderer Träger) weit dem Landesschnitt von circa 10 Prozent hinterher. Selbst, wenn Studierende künftig 80 Prozent in Präsenz und 20% digital studieren, hat das keinerlei signifikante Auswirkungen auf den Bedarf an Wohnheimplätzen.
Das Studierendenwerk kann seinem satzungsgemäßen Auftrag, sozial verträglichen Wohnraum zu schaffen, ohne klare, tragfähige, finanzielle Zusagen des Landes nicht mehr nachkommen. Wie fragil das System des Wohnheimneubaus in Rheinland-Pfalz ist, hat das Beinah-Aus unseres Wohnheimprojektes durch den Wegfall der KFW EH 55 Förderung gleich zu Beginn des Jahres 2022 gezeigt.

Finanzierung der Beratung für Studierende

Wir fordern seit langem (2019) einen eigenen Titel für die Beratung durch die Studierendenwerke im Landeshaushalt. Wir haben das beim Ministerium schon vor Jahren schriftlich lanciert, aber bis heute noch keine Antwort bekommen. Wir sind uns sicher, dass gute Sozialberatung, psychologische Beratung und auch Studienfinanzierungsberatung weitaus wirtschaftlicher ist als die Kosten, die durch gescheiterte Bildungskarrieren und den Abbruch des Studiums entstehen.

Die Pandemie hat sehr starke Auswirkungen auf die psychische Verfassung der Studierenden. Wir sehen uns einerseits einer Welle von Studierenden gegenüber, für die aufgrund der Pandemie das vierte oder fünfte Semester eigentlich das erste Semester ihrer Sozialisierung im neuen Lebensabschnitt darstellt. Andererseits drohen in den kommenden Semestern überdurchschnittlich viele Studienabbrüche, wenn wir diese Situation nicht in den Griff bekommen. Das Studium ohne soziale Kontakte, ohne Peer-Group, ohne Halt geht schief – das erfahren wir beinahe täglich.

Studierende mit Kind

An das Neue Kita-Gesetz, dass wir ab 01.07.2021 umsetzen müssen, haben wir noch sehr viele Fragen. Wir betrachten die politischen Vorgaben als noch nicht alltags- oder realitätstauglich und befürchten, dass es hier noch zu größeren Verwerfungen kommen wird. Der eh schon schwache Erzieher:innen-Beruf wurde nicht gestärkt, sondern weiter geschwächt. Wir stehen dem Vorhaben einer weiteren Professionalisierung innerhalb der Kita sehr positiv gegenüber und freuen uns auf gut aufgestellte und moderne Kitas von Morgen, glauben aber, dass hier noch nachgebessert (Siehe unser Schreiben ans Ministerium) werden muss.
Ganz besonders dringend ist hier ein Thema: Personalmangel! Wir sehen uns sehr großen Problemen gegenüber, zu den aktuell geltenden Konditionen überhaupt noch Fachkräfte langfristig an uns zu binden. Der Ausfall von Betreuungsleistungen droht in der Kita die Regel zu werden. Unser dringender Appell an die Landesregierung: Stellen Sie das Neue-Kita-Gesetz alltagstauglicher auf und geben Sie echte Anreize für die Ausübung des Erzieher:innen-Berufs!

Digitalisierung

Mit der eigenen Unternehmens-Digitalisierung sind wir sehr gut vorangekommen, aber jetzt stehen noch unsere Wohnheime, Kitas und Teile der Mensa und Cafeteria aus. Hochverfügbares und schnelles Internet und Abbildung aller Prozesse in digitaler Form werden immer wichtiger und sind gerade bei der Entscheidung der Studierenden für ein Wohnheim ein entscheidender Faktor geworden. Heute gilt nicht mehr die Immobilien-Maxime: „Lage, Lage, Lage“, sondern „Breitband, Breitband, Breitband“. Dieser Umbau kostet Geld und schlägt sich auf die Miete nieder. Auch hier brauchen wir finanzielle Unterstützung.

Nachhaltigkeit

Wir denken, dass die Hochschulen – uns als Partner eingeschlossen – und deren Netzwerk einen viel größeren Teil zur Nachhaltigkeit beitragen müssen als bisher. Sie müssen als Leuchttürme eine gewichtige Rolle bei der Nachhaltigkeit spielen. Dafür brauchen sie aber Unterstützung.
Wir haben zum Beispiel die Möglichkeiten für eine nachhaltige Mensa soweit es irgend geht ausgelotet:

  • Erhalt des rheinland-pfälzischen Umweltpreises 2019,
  • Recup-Mehrweg-Becher statt Einwegbecher in allen Cafeterien. Das Studierendenwerk ist Einweg-Becher-frei.
  • Einsatz einer künstlichen Intelligenz von delicious data bei der Speiseplanung;
  • Einkaufsverpflichtung für Eier aus Freilandhaltung, die mittlerweile viele Partner in der Einkaufskooperation in Süddeutschland übernommen haben
  • Ausschließlich regionaler Einkauf von Schweine- und Rindfleisch aus maximal 300 km Umkreis;
  • Saisonaler Einkauf von Produkten aus dem „Pfälzer Garten“,
  • Einsatz ausschließlich fair gehandelten Kaffees.
Wir müssen aber sagen, dass nachhaltige Lebensmittel durch die Bank teurer sind als konventionell hergestellte. Eine weitere Verbesserung der Nachhaltigkeit – der wir uns gerne stellen – ist nur über deutlich höhere Essenspreise für Studierende oder deutlich gesteigerte Essenszuschüsse vom Land zu machen. Wir regen ein politisches Belohnungsmodell für all die an, die nachhaltig agieren. Zum Beispiel über höhere Essenszuschüsse für nachhaltigen Einkauf. Wir machen unseren Einkauf dazu gerne komplett transparent.
Wenn Mensen satzungsgemäß Orte der günstigen Ernährung für Studierende bleiben sollen und gleichzeitig nachhaltig agieren sollen, dann geht das nicht ohne politischen Rückhalt und die Zusage von „Nachhaltigkeitszuschüssen“. Wir sind bereit, „Nachhaltigkeits-Leuchtturm“ zu werden und halten die Hochschulen auch für den richtigen Ort hierfür.

Kommunikation mit dem Land Rheinland-Pfalz

Wir fordern – wo sinnvoll – eine Einbeziehung der Studierendenwerke in Gespräche zur Hochschullandschaft. Das Studierendenwerk ist das soziale Rückgrat der Studierenden und wird dennoch bei vielen Gesprächen nicht berücksichtigt. In den letzten Jahren wurden wir so gut wie nie in Gespräche einbezogen, die große Auswirkungen auf unsere Arbeit hatten. Das komplette Netzwerk Hochschule muss an einen Tisch! Wir sind auf jeden Fall im Rahmen unserer Aufgaben jederzeit bereit dazu.

BAföG

Die Sonderrolle von Rheinland-Pfalz bei der Bearbeitung des BAföGs macht aus unserer Sicht weder wirtschaftlich Sinn, noch ermöglicht es eine ganzheitliche Finanzberatung für Studierende, die uns sehr wichtig ist. Gerade bei der Vergabe der Überbrückungshilfe haben wir festgestellt, dass es uns fast unmöglich war, ein ganzheitliches Bild der Finanzsituation der Studierenden zu bekommen, weil wir keinen Einblick in den Stand der jeweiligen BAföG-Anträge hatten. Sollte das Land Rheinland-Pfalz über eine Anpassung der BAföG-Vergabe wie in den anderen Bundesländern nachdenken, möchten wir schon jetzt ein positives Signal senden, dass wir bereit wären, diese Aufgabe zu übernehmen.